Freitag, 23. September 2011

In Kanada sind sogar die Hunde freundlich

Jeder, der mich kennt, wird bereits mitbekommen haben, dass ich Hunde nicht mag. Ich mache einen großen Kreis um sie, behalte sie im Auge, wenn sie in meiner Nähe sind und steige zur Not auch mal auf einen Stuhl, wenn sie im selben Zimmer sind wie ich. Immer schon.
Wenn man mit Hundebesitzern redet, ist die übliche Reaktion zumeist: "Keine Angst, der tuuut doch nix. Der ist ein ganz liiieber. Der hat noch niiiie jemanden gebissen." Na dann. Ich will mal den Hundeliebhaber treffen, der sagt: "Jup, mein Hund ist ne Bestie und beißt nur so um sich, also komm ihm nicht zu nah." Nie gehört.

Einer dieser Sorte war bereits im Besitz unserer ersten Hosts. Bei unserem unschuldigen Klingeln rann ein riiiesiger schwarzer Hunde laut bellend (Kamill sagt, er bellte nicht, ich sage, er tat's) angerannt und versuchte uns zu reißen. Oder nur mich eigentlich. Sawyer hieß er, der eigentlich eine Sie war. "Keine Sorge, der tuuut nix, der will nur spielen!" war die erste Begrüßung von Sybille, unserer ersten Gastgeberin. In der Tat hab ich meine Zweifel an der ausgehenden Gefahr dieses Hundes bekommen, als er sich flach auf den Rücken legte und den Bauch zum Kraulen austreckte, nachdem Kamill ihn nur einmal berührt hat. Die erste Zeit musste Kamill immer für reine Luft sorgen, wenn ich mich im Haus von A nach B bewegen wollte. Mit der Zeit hab ich mich mit ihr arrangiert: Ich beachte dich nicht, du mich nicht. Wir wurden keine Freunde, aber wir tolerierten uns.

Die letzte Nacht kamen wir erneut in das Vergnügen, bei einer Familie couchsurfen zu dürfen. Sie bestand aus Vater, Mutter, Sohn, Sohn, Tochter und - Hund. Die Kanadier sind ja bekanntlich die Freundlichkeit in Person. Die Familie überschüttete uns mit Gefälligkeiten, Drinks, Essen und allem, was das Herz begehrt. Nur der Hund - wieder eine kleine, wuschelige, weiße Sie mit Namen Patches (frag mich nicht nach Hunderassen) - war mir suspekt. Sie guckte mich mit großen, braunen Augen an, blinzelte ein paar mal, wedelte mit dem Schwanz und wenn ich mich aufs Sofa setze, kam sie zu mir und legte ihren Kopf auf den Schoss. Sie war mir suspekt, weil sie zu lieb war. Wo blieb die Bestie in ihr? Ich verlor endgültig meinen Respekt vor ihr, als ich ihr ein Spielzeug, das quietschte, wenn man drauf drückt, entgegenhielt. Bei jedem kleinsten Geräuch zuckte Patches zusammen und duckte sich. Sie sei etwas ängstlich, wenn es regnet, so erklärte ihr Herrchen mir das Verhalten. Aha. Fast schon sympathisch.


Als Patches mir morgens aufs Bett gesprungen ist und mir mit einem Hecheln und wedelnden Schwanz "Guten Morgen" wünschen wollte, war's mir dennoch zu viel. Der Hund muss draußen bleiben.

Mal sehen, vielleicht schließe ich mit dem nächsten Hund ja noch tatsächlich Freundschaft - wenn es ein kanadischer Hund ist.

2 Kommentare:

  1. Na das war ja seeeeehr mutig von dir, die Tür vor dem Schlafengehen nicht abzuschliesen vor dem süssen kleinen Hund

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  2. Muss zugeben, der sieht gemein aus.
    Der heckt was böses aus. ;)

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